Management öffentlicher Parks im 21. Jh.: Zwischen hohem Anspruch und Finanzierungsrisiko

Trotz der Rolle grüner Freiräume für das städtische Klima und als Orte der Erholung und Begegnung tun sich viele Städte und Gemeinden schwer, ihren Unterhalt zu finanzieren. Vor dem Hintergrund, hier nach neuen Ansätzen und Lösungswegen zu suchen, beauftragte die landeseigene Grün Berlin GmbH REALACE im Jahr 2015 mit der Erstellung eines Betriebskonzepts für das nachhaltige Management von öffentlichen Parks.

Auf Satellitenbildern von Städten wirken Grünflächen und Parks oft nur noch wie letzte Überbleibsel der Natur in einem Meer aus geschlossener städtischer Bebauung. Wie wichtig sie nicht nur für das Stadtklima und die Umwelt, sondern auch als soziale Orte für die Bewohner und Besucher von Städten sind, erschließt sich natürlich erst aus der Nähe. Gerade in Berlin und Brandenburg gehen viele öffentliche Parkanlagen auf die künstlerische Gartenbautradition nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten zurück. Der Aufwand, der zu Zeiten Peter Joseph Lennés betrieben wurde, um viele dieser Parks und Gärten anzulegen und zu pflegen, ist heute nur noch schwer zu leisten.

Die Grün Berlin GmbH ist eine privatrechtlich organisierte Tochtergesellschaft des Landes Berlin und als solche für über 800 Hektar öffentlicher Freiräume und Parkanlagen verantwortlich, darunter so bekannte Orte wie das Tempelhofer Feld, der Park am Gleisdreieck, die Gärten der Welt oder die IGA 2017. Neben dem Bau und der Projektentwicklung sind Pflege und Betrieb sowie Marketing und Öffentlichkeitsarbeit die Hauptaufgabenfelder von Grün Berlin. Angesichts der begrenzten zur Verfügung gestellten Budgets suchte Grün Berlin Strategien, um die Qualitäten der ihnen überantworteten Flächen und Anlagen zu sichern und weiterzuentwickeln.

“Weltweit wächst das Interesse an städtischem Grün, aber die Zukunftsperspektiven sind unsicher.”
Positionen zur lebenswerten Stadt. Auszüge aus dem Global Garden Report 2012, hrsg. von Stiftung DIE GRÜNE STADT, S. 9

Um nach neuen Ansätzen und Lösungen zu suchen, beauftragte Grün Berlin REALACE im Jahr 2015 mit der Erstellung eines Konzepts für das nachhaltige Management von öffentlichen Parks, im Detail: Wir durften ein strategisches Betriebskonzept für einzelne konkrete Parkanlagen entwickeln, welches zu einem späteren Zeitpunkt auf alle übrigen durch Grün Berlin gemanagten Anlagen übertragbar sein sollte. Die Aufgabe lag dabei nicht in der einmaligen finanziellen Sanierung, sondern in einer langfristigen Ermächtigung von Grün Berlin, als Betreiber über wirtschaftliches Handeln die Qualitäten der Orte erhalten und ausbauen zu können.

Fotos: REALACE 

Im Kern sind Betrieb und Erhalt eines Parks eine Managementaufgabe. Mit diesem Grundgedanken zielte das entwickelte Betriebskonzept also darauf ab, den Blick über die funktionalen Abläufe hinaus zu erweitern. Nicht nur die Organisation von Pflege und Instandhaltung, und die Verwaltung der daraus entstehenden Kosten, stehen dann im Fokus, sondern auch die perspektivische Planung und Weiterentwicklung von Parks und die Möglichkeiten, wie und durch wen neue Erträge erwirtschaftet werden können. Hier wurden für konkrete Beispiele Vision und Ziele formuliert und eine Servicephilosophie als Handlungsgrundlage entwickelt. Auf diesen Grundlagen konnten konkrete Instrumente der Serviceleistungen (so genannte Parkservices) aufgebaut werden, für die im Einzelnen die entsprechenden Verantwortlichkeiten und Organisationsformen dargestellt wurden.

Jeder Park ist einzigartig. Um die individuellen Qualitäten stärken zu können, wurden die jeweiligen Alleinstellungsmerkmale herausgearbeitet. Die Servicephilosophie und die grundsätzliche Aufbauorganisation sind dagegen Elemente, die auf alle Parks von Grün Berlin übertragen werden können. Die ausformulierte Servicephilosophie „G.A.S.T.“, die sich aus folgenden Elementen zusammensetzt, bildet den Kern des entwickelten Betriebskonzepts:

  • Gastmanagement: Der Besucher wird als Gast empfangen. Er soll in den Parkanlagen eine unbeschwerte und erholsame Zeit erleben. Um die Bedürfnisse des Gastes zu erfüllen, bedarf es unterschiedlicher Angebote: Information, Dialog und Regeln für den Erhalt der Anlage.
  • Attraktion: Jeder Park ist individuell und hat eigene Attraktionen, die es zu pflegen und zu vermarkten gilt, um neue Besucher anzulocken und alte dazu zu bewegen wiederzukommen.
  • Sicherheit: Sicherheit ist die Basis für einen unbeschwerten Parkbesuch und wird von den Nutzern eingefordert. Sie ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg oder Misserfolg eines Parks und seines Mehrwerts z.B. für die Umgebung.
  • Trimmen: Gleiches gilt für den Zustand eines Parks, seine Pflege & Sauberkeit. Dies ist eine der größten Herausforderungen vor allem bei hoch frequentierten Anlagen.

Diesem Ansatz einer Servicephilosophie liegt das Verständnis zugrunde, dass ein erfolgreicher Park die Aufgabe hat, Nutzerbedürfnisse zu befriedigen. Dabei werden drei unterschiedliche Kundentypen unterschieden:

  • Kunde A, zugleich wichtigste Zielgruppe, ist der Besucher/die Besucherin des Parks
  • Kunde B sind Drittnutzer, z.B. Betreiber/in oder Mieter/in von Objekten im Park
  • Kunde C ist der Park selbst in seiner Gesamtheit, d.h. sowohl die Pflanzenwelt als auch Gebäude und technische Einheiten

“Stadtgrün macht das Lebens-, Wohn- und Arbeitsumfeld attraktiv und trägt zur Wertschöpfung bei.”
Grün in der Stadt − Für eine lebenswerte Zukunft. Grünbuch Stadtgrün, Hrsg. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), 2015, S. 95

Für die Implementierung der Servicephilosophie ist das Parkmanagement der jeweiligen Parks zuständig. Das Parkmanagement ist die operative Schnittstelle zwischen der übergeordneten Unternehmensorganisation (Grün Berlin) und den unterschiedlichen Aufgabenträgern für den Betrieb im Park. Zu den Aufgabenfeldern zählt die Entwicklung (Ziel- und Programmplanung) ebenso wie die Koordination des Facility Managements, der Parkadministration, des operativen Marketings, des Veranstaltungs-, Akteurs- und Mietermanagements sowie ggf. notwendiger Partizipationsprozesse. 

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Um die verschiedenen Prozesse übersichtlich zu erfassen, entwickelte REALACE für GrünBerlin als Instrument den sogenannten Service-Radar. Im Kern befinden sich die G.A.S.T. Parkservices, um die herum sich die drei Prozessarten Führungs-Prozesse, Support-Prozesse und erweiterte Kern-Prozesse anordnen. Ihnen sind jeweils spezifische Aufgaben zugeordnet. So gehört das Qualitätsmanagement beispielsweise in den Bereich Führungs-Prozesse, das Beschwerdemanagement zu den Support-Prozessen und Veranstaltungen werden durch erweiterte Kern-Prozesse abgedeckt.


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