Kunst am Bau oder auch: Placemaking für den BER

Endlich Take-off: Der Flughafen Berlin Brandenburg hat eröffnet – und Ankommende und Abfliegende dürfen nun endlich in den Genuss der Werke kommen, die jahrelang auf ihre Betrachter*innen warteten. REALACE hat das Konzept kreiert und das Auswahlverfahren der beteiligten Künstler*innen geleitet.

Verschiedene Formate – eine Richtung

Kunst tut etwas für die Menschen. Sie kann unsere Wahrnehmung beeinflussen, Orte transformieren, uns zur Kommunikation anregen. Nur welche Kunst eignet sich dafür?

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Pae White „Magic Carpet Ride“
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Bereits 2011 hatte REALACE das angestaubte Image der „Kunst am Bau“ abgestaubt und für den Flughafen Berlin Brandenburg eine bemerkenswerte Auswahl zeitgenössischer Künstler herangezogen, die sich dem Thema „Land/Luft“ widmeten. Nun wurde er eröffnet und das Resultat für Besucher*innen endlich sichtbar – als weltweit einziges Kunst am Bau-Konzept wartet es mit einer Dichte renommierter Künstler*innen an einem Ort auf.

Olaf Nicolai „GADGET“

Zeiten des Umbruchs zwingen uns zu überdenken, was wir für selbstverständlich halten. Wie wird sich das aktuelle soziale Klima auf die Art und Weise auswirken, wie wir Kultur und Kunst in den kommenden Zeiten wahrnehmen, produzieren und erleben? Wie können Orte neu erdacht werden und wie verleiht man ihnen Identität sowie Authentizität? Das Team von REALACE beantwortete diese Fragen aus der Placemaking-Perspektive und mit einem Konzept, das es so noch nicht gab.

Das Ziel war es, mit einem sorglosen Umgang von „Gebrauchskunst“ im öffentlichen Raum eine Erzählung zu schaffen, die Gebäudeform zu beleben. Die Atmosphäre und Funktion des Ortes fest im Blick, gelang es durch gewagte Brüche und gekonnte Kombinationen zu veranschaulichen, was Kunst am Bau dazu beitragen kann: Nicht nur einen Ort, sondern auch seine unterschiedlichen Besucher*innen, menschliche Bedürfnisse und Phantasien zu reflektieren.

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Matt Mullican "untitled"
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Wesentlicher Bestandteil bei der Auswahl der Werke: Betrachter*innen zu Beteiligten zu machen! Installationen von Olaf Nicolai, Matt Mullican oder Pae White fusionieren nicht nur mit der minimalistischen Architektur und verleihen der ansonsten strengen Geometrie des Gebäudes eine verspielte Leichtigkeit – sie reizen die Sinne, lenken ab von der turbulenten Atmosphäre. In den Boden eingelassene Münzen des Künstlerkollektivs STOEBO zwingen den Betrachter in die Knie und für Momente hält man inne. On hold ist die Arbeit des Norwegers Bjørn Melhus. Seine sozialkritische Virtual Reality-Installation hätte im Trubel des Flughafens das permanente Leben zwischen den Welten, zwischen Heimat und Ferne thematisiert. Den Künstler das 2020-gemäße „Update“ seiner Installation an den Start bringen zu lassen, ist das einzige, das im Zuge der Eröffnung um ein weiteres Mal verschoben wurde. Es wäre das erste „Kunst am Bau“-Werk, das in vergänglicher, rein virtueller Form umgesetzt würde.

STOEBO, „Sternentalerhimmel“

An einem Ort der Geschwindigkeit, zwingen die Werke unterschiedlichster Gattung zur Entschleunigung, zur Reflektion, integrieren das Außen in den Innenraum und lenken gleichzeitig den Blick über seine Funktion hinaus. Kunst, die nahbar ist und nicht museal, einladend anstatt abstrakt. Mit diesem, für einen Flughafen weltweit einzigartigen Konzept eröffnet REALACE ein neues Kapitel der Gattung „Kunst am Bau“ und bewegt es in Richtung „Kunst für“.

Olaf Nicolai „GADGET“

Sämtliche in diesem Beitrag gezeigten Bilder sind im Rahmen des „Kunst am BER“-Projektes und in enger Zusammenarbeit zwischen REALACE und dem Fotografen Andreas Gehrke (noshe.com) entstanden.

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